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Liebe Leute,

aufmerksame Leser*innen haben uns dankenswerterweise darauf hingewiesen, dass uns ein kleiner, aber feiner Fehler unterlaufen ist. Natürlich verteten Lena Zagst und Leon Alam die Grünen in Hamburg-Mitte nicht im Senat, sondern in der Bürgerschaft.
Wir müssen die kurzzeitige Beförderung der beiden leider zurücknehmen und haben den Fehler im Intro entsprechend korrigiert.

Viel Spaß mit der korrekten Version!

Herzliche Grüße,
Theresa, Manuel und Julia
Im Namen der GRÜNEN Fraktion Mitte
 
 
 
 
Moin!
 

Liebe Freund*innen,
manchmal stellt es eine Herausforderung dar, die Themen, die Mitte bewegen, unterhaltsam zu vermitteln - ein Blick auf die gehäuften Verkehrsthemen an dieser Stelle in der vergangenen Ausgabe dieses Newsletters, diene hier als Beispiel. Der tägliche Blick auf das politische Geschehen auf Bundesebene und erst recht, die kaum zu verarbeitenden Nachrichten aus der Welt verschieben diese Perspektive:
Es tut gut, sich dem zuzuwenden, was vor unserer eigenen Haustür passiert. Hier gibt es viel zu tun – und wir arbeiten daran.

 

In der Fraktionssitzung im Februar hatten wir im Rahmen unseres Grünen Stoffs Gudrun Greb von ragazza e.V. zu Besuch und selten wurde es in einer Sitzung so still. Aus diesem Grunde berichten wir ausführlich über die unermüdliche Arbeit dieses einmaligen Vereins, der seit Jahrzehnten Frauen unterstützt, die ihren Lebensunterhalt mit Sexarbeit bestreiten. Weiter gibt es einen Beitrag zu Semra Ertan, deren Leben und Vermächtnis Mahnmal dafür ist, dass Rassismus tötet und bei weitem kein Relikt der Vergangenheit ist, sondern eine Herausforderung der Gegenwart.

Hinter allen Parteien liegen anstrengende Wochen ununterbrochenen Wahlkampfs. Die Erleichterung der Spitzenkandidierenden bei Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen ist unübersehbar. Die Bürgerschaftswahl zeigt: Die rot-grüne Koalition ist beliebt in Hamburg auf Landesebene, doch das Ergebnis ist für uns nicht nur Grund zur Freude. In Mitte sind wir nach SPD und Linken auf den 3. Platz gefallen und besonders alarmierend ist, dass Wilhelmsburg jetzt weder in der Bezirksversammlung noch in der Bürgerschaft Grün vertreten ist – eine Entwicklung, die wir als Warnsignal verstehen. Unsere starke Präsenz südlich der Elbe bleibt dringend nötig.

Wir gratulieren Lena Zagst und Leon Alam, die Mitte in der Bürgerschaft vertreten werden. Und von Herzen danken wir Sonja Lattwesen und Farid Müller für ihren unermüdlichen Einsatz – besonders Sonjas Ausscheiden hinterlässt eine spürbare Lücke.


Herzliche Grüße,
Theresa, Manuel und Julia
Im Namen der GRÜNEN Fraktion Mitte

 
 
 
 
 
 
(K)ein Platz für Semra Ertan
 

Vor fast 43 Jahren verbrennt sich eine junge Frau auf offener Straße in Hamburg-Mitte. Es ist der 26. Mai 1982, ihr 25. Geburtstag. Ihr Name ist Semra Ertan.

Die Stimmung gegenüber Migrannt*innen in Westdeutschland ist ähnlich wie heute. Die Mehrheit der Bundesdeutschen – ganze 68% - unterstützten 1982 die Forderung, Ausländer*innen sollten in ihre Heimatländer zurückkehren. Semra Ertan lebt und arbeitet in Kiel, sie ist Türkin. Sie ist gemeint. Semra Ertan demonstriert gegen diese Politik und je bedrohlicher der Rassismus in Deutschland anschwillt, desto mehr wachsen gleichermaßen ihr Leidensdruck und ihr aktivistisches Engagement. Mit einem Hungerstreik will sie auf die Diskriminierung von Türk*innen in der Bundesrepublik aufmerksam machen. In einer Radiosendung des NDR kündigt die junge Frau am Vorabend an, sich aus Protest gegen die herrschenden Verhältnisse selbst zu verbrennen. Über ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen in Deutschland sagt sie dort: "Wenigstens sollten wir hier nicht wie Hunde behandelt werden von den Deutschen. Ich möchte richtig wie ein Mensch behandelt [werden]!"


Semra Ertans Anliegen und ihre Worte sind heute aktueller denn je. Trotzdem gibt es bis heute keinen offiziellen Ort in Hamburg, der an sie erinnert.


Wir Grüne setzen uns seit 2019 dafür ein, Semra Ertan mit einem Platz zu ehren. Bereits zu Beginn der vergangenen Legislatur haben wir einen entsprechenden Antrag in den Ausschuss für Musik, Kultur und Kreatives eingebracht. Die damalige Koalition aus SPD, CDU und FDP lehnte ihn jedoch mit der Begründung ab, einer Frau, die sich das Leben genommen habe, solle kein Denkmal gesetzt werden. Eine Sichtweise, die das politische Vermächtnis von Semra Ertans ignoriert und den historischen Kontext ihres Protests ausblendet.

In der Februar-Sitzung der Bezirksversammlung wurde unser Antrag erfolgreich neu eingebracht – von unseren Kolleg*innen der SPD-Fraktion. Die politischen Verhältnisse haben sich verändert, die Argumente bleiben: Hamburg braucht einen Ort, der an Semra Ertan erinnert. Nicht nur im Gedenken an sie, sondern gerade auch als Zeichen der Anerkennung der rassistischen Zustände, die sie anprangerte. Und die wir heute wieder erleben.

 
 
 
 
 
 
ragazza e.V.: “Die Verdrängung ist brutal”
 

In unserem Bildungs- und Vernetzungsformat "Grüner Stoff" laden wir Akteur*innen und Engagierte in die Fraktionssitzung ein, die uns von ihrer Arbeit berichten. In der Februarsitzung hatten wir Gudrun Greb, Geschäftsführerin von ragazza e.V. bei uns zu Gast und selten war es auf einer Fraktionssitzung so still wie während dieses Berichts. 

Hamburgs Straßen erzählen eine Geschichte von Unsichtbarkeit. Es sind die Geschichten der Frauen, die durch jedes Raster der Hilfesysteme fallen – obdachlos, drogengebrauchend, sexarbeitend. Für sie gibt es in Hamburg einen Ort: ragazza e.V.. Von  Domenica Niehoff 1991 auf St. Georg gegründet, bietet der Verein Schutz, Beratung und medizinische Hilfe für FLINTA*-Personen, die oft keinen anderen Zugang zu sozialen Angeboten haben. 

Die Zahl der Besucher*innen von ragazza nimmt nicht ab – im Gegenteil. "Wir erleben eine Überschwemmung der Stadt mit Kokain, die Bedingungen werden immer härter," so Greb. Viele der Frauen sind obdachlos, psychisch stark belastet und ständig Gewalt, oder mindestens Angst vor derselben, ausgesetzt. "70 Prozent unserer Besucherinnen haben keinen festen Wohnsitz – aber klassische Unterkünfte sind für sie keine Option. Sie brauchen Wohnraum, in dem sie konsumieren dürfen und nicht um 22 Uhr auf ihrem Zimmer sein müssen."


Wie in so manchen Bereichen der Straßensozialarbeit, erwies sich die Pandemie als kurzfristiger Lichtblick: "Das war für viele unserer Frauen eine Erholungsphase. Durch die temporäre Unterbringung in einem als Unterkunft umfunktionierten Hostel an der Spaldingstraße konnten sie sich stabilisieren." Doch seit dem Ende der Corona-Maßnahmen sei die Verdrängung so brutal wie zuvor. "Die Debatte um den Hauptbahnhof dreht sich immer um Sicherheit – doch wo sollen die Menschen hin?"

ragazza e.V. bietet mit seinem Gesundheitsraum einen weltweit einmaligen Schutzraum für FLINTA*. Hier gibt es medizinische Versorgung, Rechtsberatung, Essen und einen Ort zum Schlafen – doch alles in engen Grenzen. Die Grundfinanzierung durch die Sozialbehörde deckt ganze 36 Stunden pro Woche ab. "Wir arbeiten mit einem Stundenbudget, das es uns zwingt, tagtäglich Frauen vor die Tür zu setzen, damit sie am nächsten Tag wiederkommen können. Das ist absurd." Auch die gesundheitliche Lage vieler Besucher*innen ist desolat. "Wir haben zwei Gynäkologinnen, aber der Bedarf ist riesig. Vertrauen aufzubauen ist schwer – viele haben enorme Scham, oft auch wegen Gewalt- und Missbrauchserfahrungen." Eine anonyme medizinische Versorgung ist möglich, doch viele weitere Leistungen sind nicht finanziell gedeckt. "Da greifen dann Spenden. Doch Spenden sind rar – für drogenabhängige Huren will kaum jemand geben, damit mag sich kaum jemand im Familienkreis brüsten."

Langfristig, sagt Greb, hat ragazza e.V. nur ein Ziel: "Wir arbeiten darauf hin, uns selbst abzuschaffen." Das bedeutet: Wohnraum, medizinische Versorgung, ein Ende der Verdrängung. Kurzfristig braucht es dringend eine Unterkunft für konsumierende Frauen – ein erfolgversprechender Schritt in diese Richtung scheiterte am Rückzug eines Partners. Housing First ist eine Hoffnung, doch braucht es zusätzliche Unterstützung. Auch eine psychiatrische Ambulanz in der Repsoldstraße könnte helfen.

Die Finanzierung von ragazza e.V. ist bis 2026 gesichert – doch immer wieder tun sich Lücken auf. Jüngstes Beispiel: Fentanyl-Teststreifen, die Leben retten könnten, sind nicht finanziert. Sie kosten 1,80 Euro pro Test. "Das klingt nach wenig – aber wenn es um Frauen geht, die ohnehin unsichtbar sind, ist es oft zu viel."


ragazza e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und auf Spenden angewiesen. ragazza setzt Spenden für Angebote ein, die nicht staatlich gefördert werden – z.B. für warme Mahlzeiten. 

Auch über Kleiderspenden für die Kleiderkammer freut sich der Verein. 


Spendenkonto
ragazza e.V.

Commerzbank Hamburg

IBAN: DE 88 2004 0000 0202 2333 00

BIC: COBADEFFXXX

Spenden sind steuerlich absetzbar.

 
 
 
 
 
 
GRÜNER SENF
 
[Name Vorname
 

Are we stuck?
Ein Kommentar von Theresa Rothberg, Fraktionsvorsitzende

Beim Lesen dieses Newsletter fühlt es sich manchmal an, als würden wir auf der Stelle treten. 34 Jahre nach Gründung des ragazza e.V. und 43 Jahre nach Semra Ertans Tod führen wir wieder - oder ehrlicher ausgedrückt: noch immer - dieselben Debatten über Zugehörigkeit.

Wer hier dazugehört und wer nicht.
Wer Rechte hat und wem sie verweigert werden. 
Wer sichtbar sein darf. 
Wer unsichtbar gemacht wird. 

Gudrun Greb von ragazza e.V. bringt es auf den Punkt, wenn sie beschreibt, wie schwierig es ist, Spenden für "konsumierende Huren” zu sammeln, weil man damit im Freundes- und Familienkreis nicht gut angeben kann. Als Semra Ertan starb, schrieben Zeitungen von der Selbstverbrennung einer Türkin - ohne ihren Namen zu nennen. Günter Walraff, der sein Buch “Ganz unten” u.a. Semra Ertan widmete, schrieb ihren Namen falsch. Ein Fehler, der über mehrere Auflagen hinweg nicht korrigiert wurde. Und bis gerade eben noch schien es unmöglich, Semra Ertan einen Platz in dieser Stadt zu geben. Ihre Forderung “Ich möchte richtig wie ein Mensch behandelt [werden]!” echot nichts anderes als Carolin Emckes 2025er Erinnerung “Es gibt keine Hierachie von Menschen."

Die Strukturen, die Rassismus und Diskriminierung am Leben halten, sind hartnäckig weil es erlernte Strukturen sind - derer wir uns zu häufig nicht einmal bewusst sind. Die Veränderungen sind langsam, frustrierend langsam und wir alle sind gefordert, sie zu verteidigen gegen jene Rückwärtsgewandten, die auch heute noch meinen, dass Rechte nicht für alle gleichermaßen gelten. Dass sich die Mehrheitsverhältnisse in der Bezirksversammlung gewandelt haben und ein Antrag für einen Semra-Ertan-Platz nun Aussicht auf Erfolg hat, verbuchen wir als ein gutes Zeichen. Fortschritt passiert nicht von allein. Er passiert, weil Menschen sich immer wieder einmischen. Weil sie sich weigern, zu akzeptieren, dass Menschen unsichtbar gemacht werden. 
So, wie Semra Ertan Vermächtnis oder die Arbeit von ragazza e.V.. Wir als Gesellschaft müssen uns entscheiden, ob wir weiter zuschauen – oder endlich hinschauen mit der Zuversicht, Dinge zu verbessern. 

 
 
 
GRÜNES SCHAUFENSTER
 
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Hamburg-Mitte unterstützt Initiative §25/11

Gemeinsam hinsehen, handeln und helfen – unter diesem Motto haben wir gemeinsam mit der SPD-Fraktion erfolgreich einen wichtigen Antrag in der letzten Bezirksversammlung Hamburg-Mitte eingebracht, dem sich die Fraktionen von Linke und Volt angeschlossen haben. Ziel ist es, die bundesweite Kampagne „§25/11 - Wohnraum ohne häusliche Gewalt“ in unserem Bezirk zu unterstützen und so Betroffenen den Zugang zu Hilfsangeboten zu erleichtern.

 

Die Initiative ruft Wohnungsunternehmen und -genossenschaften dazu auf, mit Informationsplakaten im Hausflur über häusliche Gewalt aufzuklären und niedrigschwellige Hilfsangebote für Betroffene und Zeug*innen sichtbar zu machen. Zudem können Vermieter*innen und Mieter*innen mit einer Vertragsanlage gemeinsam Stellung gegen häusliche Gewalt beziehen.

Die Wohnungsunternehmen in Hamburg-Mitte sollen ermutigt werden, sich an der Kampagne zu beteiligen und die städtische SAGA prüfen, inwieweit sie sich aktiv beteiligen kann. Auch die Quartiersbeiräte sollen gezielt für das Thema sensibilisiert werden.

 
 
[Name Vorname
 

Ein Platz für Semra Ertan

Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte hat unserem gemeinsamen Antrag mit der SPD-Fraktion, dem sich die LINKE-Fraktion anschloss, zugestimmt: Wie oben beschrieben, soll nun endlich der Platz an der Ecke Detlev-Bremer-Straße, Clemens-Schultz-Straße und Annenstraße nach der Dichterin und Aktivistin Semra Ertan benannt werden. Damit würdigen wir ihr literarisches und politisches Wirken und setzen ein deutliches Zeichen für eine offene und gerechte Gesellschaft. Gemeinsam mit Initiativen aus dem Stadtteil soll eine angemessene Ehrung organisiert werden.


Bereits 2019 hatte unsere Fraktion einen Antrag zur Benennung eines Platzes nach Semra Ertan im Ausschuss für Musik, Kultur und Kreatives gestellt. Dieser wurde damals von der Koalition aus SPD, CDU und FDP abgelehnt. Umso mehr freuen wir uns, dass wir nun eine Mehrheit gewinnen konnten.

 
 
[Name Vorname
 

Eine Querungshilfe für die Ostfrieslandstraße in Finkenwerder

Die Bushaltestelle Jeverländer Weg wird seit ihrer Errichtung von vielen Menschen genutzt – eine sichere Querungsmöglichkeit über die Straße fehlt jedoch. Da der nächste Fußgängerüberweg mehr als 200 Meter entfernt ist, überqueren viele die Straße ungesichert. Um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden zu verbessern, haben wir als Fraktion im Regionalausschuss Finkenwerder am 24. Januar erfolgreich beantragt, eine Fußgängerampel oder eine andere Querungshilfe zu prüfen. Die zuständige Behörde wird nun die Möglichkeiten auswerten und dem Ausschuss berichten. Hier geht’s zum Antrag.

 
 
 
 
 
 
Termine
 
 
 
Montag, 17.3.2025, 19:00 Uhr
Café Curiousa, Hansaplatz 12-13
 
 
Freitag, 21.3.2025, 19:00 Uhr
Irish Rover, Großneumarkt 8
 
 
Bezirksversammlung Hamburg-Mitte
Donnerstag, 27.3.2024, 17:30 Uhr
Sitzungssaal der Bezirksversammlung im 11. OG Caffamacherreihe 1-3
 
 
Freitag, 28.3.2025, 19:00 Uhr
Ort folgt über Mailverteiler
 
 
Fraktionsitzung 
Montag, den 14.4.2025, 19:00 - 20:30 Uhr
hybrid im K2 der Burchardstraße 19 und auf Zoom
 
 
 
 
 
 
 
 
   
 
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Burchardstraße 19
20059 Hamburg

 
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